Beim Stichwort Programmieren für Alle werden heute meist visuelle Programmier-umgebungen genannt wie Scratch, BYOB/SNAP!, MIT App Inventor, Kodu (die mehr oder weniger auf Logo aufbauen), Google Blockly u.a. (deren Vielfalt zeigt eine Infografik von Eric Hosick). Die erste Programmiersprache mit dem expliziten Anspruch, Anfängern (und zwar nicht nur Informatik-Studenten) den Einstieg ins Programmieren zu ermöglichen, aber war BASIC (Beginner’s All-purpose Symbolic Instruction Code). Heute vor genau 50 Jahren, am 1. Mai 1964, starteten seine Erfinder, John Kemeny und Tom Kurtz vom Dartmouth College, das erste 3-zeilige BASIC-Programm:
Ihr Original-BASIC war sehr einfach mit 15 Anweisungen, arithmetischen Ausdrücken und Zugriff auf Dateisysteme (Sprachbeschreibung von T. Kurtz), eben weil es nicht für die professionelle Programmentwicklung, sondern für Lehrzwecke gedacht war (siehe auch das Faksimile des First BASIC Instruction Manual). Sie konnten es übrigens in Kursen nur deswegen einsetzen, weil ihr College als eines der ersten ein Time-Sharing-System besass, bei dem mehrere Studierende gleichzeitig Rechnerkapazitäten nutzen konnten. Davor war praktisch nur 1:1-Computing möglich, d.h. ein Rechner wurde von einer einzelnen Person bedient und genutzt. Wir sprechen zwar heute auch im Lehr-/Lernkontext von 1:1-Ausstattung (z.B. bei BYOD), aber im Gegensatz dazu hatten damals eben nur eine Handvoll Personen tatsächlich den direkten Zugriff. Wer kann sich heute noch vorstellen, wie mühsam das Erlernen des Programmierens war, wenn Lochkartenstapel im Rechenzentrum abzugeben waren und die Ergebnisse eines Programmierprojektes erst Stunden später oder am nächsten Tag bereitlagen? So erlebte ich es jedenfalls im Sommersemester 1968 in einem FORTRAN-Kurs.
Es ist im Nachhinein wenig verwunderlich, dass BASIC dann auch die Sprache der Wahl auf den ersten Mikrocomputern wurde. Die C64-Generation ist praktisch mit dessen BASIC V2 (von Bill Gates!) gross geworden. Ich selbst habe den Einstieg in BASIC über das Integer BASIC von Steve Wozniak, später mit Applesoft BASIC, am Apple II gefunden.
Harry McCracken hat mit viel erhellenden Details die Anfänge und die Verbreitung von BASIC beschrieben. Immerhin hat BASIC in den 80ern eine Hauptrolle im Schulunterricht gespielt, bevor es vom „seriöseren“ Pascal abgelöst wurde. Nach wie vor gibt es aber viele Dialekte, die auch unter heutigen Betriebssystemen lauffähig sind. Sie sind heute nicht mehr unbedingt als die geeigneten Werkzeuge zum Programmieren für Alle anzusehen. Bei den aktuellen (auch visuellen) Programmierumgebungen sehe ich derzeit allerdings auch keine, die einen vergleichbaren Siegeszug antreten könnte.
Update 04.05.2014: Inzwischen habe ich noch eine Perle gefunden, die den Spass an der alten Sprache verbindet mit analytischer Tiefe; es trägt den fast selbsterklärenden 😉 Namen: 10 PRINT CHR$(205.5+RND(1)); : GOTO 10
Die entstehenden Grafiken basieren darauf, dass beim C64 durch die Mehrfachbelegung bestimmter Tasten auch Grafikzeichen ausgegeben werden konnten. Dieser Einzeiler und seine Variationen können mit jedem C64-Emulator (ich habe Frodo am Mac verwendet) zum Laufen gebracht werden und er liefert dann vielfältige grafische Muster: