(m)ein zweiter Blick auf den #edchatde

Dass mich das Thema  Coding: Muss Deutschland programmieren lernen? sehr interessiert zeigt allein schon dieser Blog mit dem ich mich als Verfechter des Programmieren für Alle positioniert habe. Deshalb habe ich natürlich den #EDchatDE am 14.10.2014 mit Interesse verfolgt, war aber am Ende eher enttäuscht und resigniert. Warum? Im Wesentlichen sind es zwei Aspekte:

1. Der Chat zu diesem Thema (mit acht vorgegebenen Fragen, so zu Kulturtechnik Genderfrage, Alter für Einführung, Informatik vs. fächerübergeifend, Informatik für Nerds? Unterstützung durch Unternehmen Informatik an Schulen? Vernetzung) hat (jedenfalls mir) gezeigt, dass dieses Format für einen weiterführenden Gedankenaustausch nicht wirklich geeignet ist. Abgesehen davon, dass ein merkbarer Prozentsatz der Tweets vom Thema ablenkend aus persönlichen Begrüßungen bestand, lassen sich halt mit 140 Zeichen (selbst mit einer Abfolge zusammenhängender Tweets) kaum Gedankengänge ausformulieren. So bleibt es meist bei knackig formulierten Einwürfen. Das kann und soll vielleicht auch provokativ wirken, aber die Provokation verpufft halt, weil sie keinen wirklichen Diskussionsstrang auslöst.
Ich nehme jetzt mal an, dass die Teilnehmenden tweetfoertscham Edchat eher zu den Informierten, eher technikaffinen und im Bereich Medienkomepetenz, Informatik, Bildungstechnolgie aktiven Zeitgenossen gehören. Trotzdem kamen immer wieder sattsam bekannte Meinungen (um nicht zu sagen Vorurteile) hoch, schräge Vergleiche, die konkret wenig weiter helfen.

tweetlogin2. Wer wie ich das Thema seit langem verfolgt,
muss deprimiert sein, wie wenig sich in den letzten 30 Jahren in den Schulen, vor allem aber in den Köpfen der Entscheidungsträger und in der öffentlichen Wahrnehmung getan hat. Nachdem in der Praxis lange genug Informatik bzw. Informatische Grundbildung mit MS-Office-Einführungen gleich gesetzt wurde, sind es heute die sozialen Medien deren Behandlung im schulischen Kontext im Vordergrund stehen (und dann bitte immer mit erhobenem Zeigefinger vor Gefahren warnend!). Ob nun grundlegende informatische Konzepte und Methoden (wie z.B. algorithmische Umsetzung, Zerlegung in Teilprobleme) eine Kulturtechnik darstellen, sei dahingestellt – es werden ja auch sonst nicht alle schulisch fest verankerten Themen/Fächer als Kulturtechniken angesehen; trotzdem werden sie als unabdingbar für das Verstehen und die Teilhabe an kulturellen, sozialen, wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen der Gesellschaft angesehen. Wenn dann aber momentan vom nächsten radikalen Wandel zu Industrie 4.0 gesprochen wird, wenn dann die baden-württembergische Landesregierung eine Digital-Strategie vorstellt (hach wie originell: Heimat, Hightech, Highspeed), dann gehört dazu verflixt nochmal endlich auch ein Grundverständnis, was technisch dahinter abläuft.

3d-invent-to-learnMit visuellen Programmierumgebungen (wie Scratch, Snap! u.a.), mit sensorbestückten Steuergeräten (wie Arduino, RasperryPi u.a.), mit damit steuerbaren Werkzeugen (Roboter, 3D-Drucker u..a), das alles zu erschwinglichen Preisen und niedrigschwellig einsetzbar (mit erprobten Unterrichtsbeispielen für ab 3-Jährige), sogar lerntheoretisch begründet, dann ist eigentlich alles vorhanden, um endlich flächendeckend loszulegen, statt zum x-ten mal Grundsatzdiskussionen zu führen (lest z.B. mal Invent to Learn und Invent To Learn Guide to 3D Printing in the Classroom).

Ich kann den aktuellen Protagonisten wie André Spang, Torsten Larbig u.v.a. nur Durchhhaltevermögen wünschen, bin aber skeptisch was bildungspolitische Weichenstellungen (man lese nur die Digitale Agenda für Deutschland) und baldige praktische Veränderungen im Bildungswesen betrifft.

Der Chat lief ja wohl als Aktion im Rahmen der Code Week, bei der vom 11. – 17.10.2014 Kinder und Jugendliche in ganz Europa von der EU zum Programmieren aufgerufen sind. Konkret tut sich da Im Vergleich zu anderen Ländern hierzulande nicht allzu viel (gerade mal 60 Aktionen im Vergleich z.B. zu Frankreich mit über 200, Österreich 55):

eventscodeweek

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