Noch ein Abschied … LOG IN

Schon vor gut einem Jahr wurde ich von der LOG IN-Redaktion darüber informiert, dass die Zeitschrift ihr Erscheinen einstellt. Mittlerweile befindet sich der Verlag in der Liquidation. Mit der Zeitschrift und den Herausgebern verbinden mich viele Erinnerungen. Die Ursprünge gingen zurück bis in die Siebziger, als am Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) deren Vorläufer aus der Taufe gehoben wurde. Als ehemaliger Mitarbeiter am IPN konnte ich mich phasenweise an den vorbereitenden Gesprächen zur Verlagsversion (beim Oldenburg Verlag) beteiligen (das Bild von einem der Redaktionstreffen mit Renate Schulz-Zander und Bernhard Koerber entstand am Rande der WCCE World Conference on Computers in Education 1981 in Lausanne).

Als LOG IN in ein Verlagsprodukt überging, gehörte ich lange Jahre zu deren erweitertem Redaktionskreis und habe einige Beiträge beigesteuert und Themenhefte herausgegeben – das letzte war 2009 Heft Nr. 156 zum Thema Ein Laptop für jedes Kind (angeregt von den Aktivitäten rund um den OLPC XO-1: One Laptop per Child). Obwohl Nicht-Informatiker habe ich mich nie fehl am Platz gefühlt, weil die Herausgeber immer auch die Anwendungen in anderen Fächern gesehen und im Angebot berücksichtigt haben.

Ich fand es mehr als bedauerlich, dass es plötzlich keine eigene Fachpublikation mehr für den Informatikunterricht und die Nutzung von Computer und Internet im Unterricht geben sollte (ich hätte noch die Idee für ein Themenheft einbringen wollen). Wie notwendig ein solches Organ ist, zeigt allein das letzte erschienene Themenheft Big Data. Erfreulicherweise hat sich ein Personenkreis gefunden, der die Lücke mit neuem Konzept und Publikationsform fortführen möchte. Ein neuer Anfang ist also gemacht. Im März dieses Jahres gab es den ersten Beitragsaufruf des Projekts Informatische Bildung in Schulen (IBiS):

Zeitgemäße, gute informatische Bildung ist entscheidend, um jeden und jede zum Verstehen und Gestalten der digitalen Welt im Sinne mündiger Bürgerinnen und Bürger zu befähigen. Im Jahr 2022 ist die letzte Ausgabe der LOG IN, der einzigen deutschsprachigen Zeitschrift für Lehrkräfte im Bereich der informatischen Bildung, erschienen. In der Zeitschrift Informatische Bildung in Schulen (IBiS) wird diese wichtige Arbeit unter dem Dach des Fachausschusses Informatische Bildung an Schulen und der Fachgruppe Didaktik der Informatik der Gesellschaft für Informatik e. V. fortgeführt.
Eine erste Ausgabe wird Sommer/Herbst 2023 erscheinen, die Verstetigung und ein regelmäßiges mehrfaches Erscheinen pro Jahr ist angestrebt, hängt jedoch auch von den Beitragszahlen ab. Zielsetzung ist die Verbreitung von Erfahrungen, Best Practices und Leuchtturmbeispielen der informatischen Bildung sowie der Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Schul- und Unterrichtspraxis – sowohl für den Informatikunterricht als auch darüber hinaus. Damit sollen Lehrkräfte etwa mit neuen Themen für den Informatikunterricht, praxiserprobte Unterrichtskonzepten und -materialien, Methoden, Werkzeugen sowie aktuellen Forschungsergebnissen mit Bezug auf ihre Unterrichtspraxis in Kontakt gebracht werden.

Beim Ausmisten und Aufräumen (wie vor kurzem beschrieben) habe ich die alten LOG IN Hefte dann doch nicht entsorgt, aber in einem übersichtlichen Stapel zusammengeführt. Also kein endgültiger Abschied, nur die Fortsetzung dann ohne mich. Ich wünsche dem Projekt den gebührenden Erfolg!

Lauter kleine Abschiede

Es war längst überfällig in meinem Arbeitszimmer auszumisten und aufzuräumen. Zu viel hatte sich seit meiner Verrentung (die ist nun auch schon elf Jahre her!) In Schubladen und unübersichtlichen Stapeln angesammelt. Bei manchen Dingen ist es mir schwer gefallen, sie auszusortieren und zu entsorgen – es hängen halt Erinnerungen daran und so kam es zu einer Reihe kleiner Abschiede.

Das gilt zum Beispiel für einen Laptop Siemens Fujitsu Lifebook B im Format heutiger Tablets. Eine Besonderheit war die Stiftbedienung. Dieser Laptop war mir viele Jahre ein treuer Begleiter auf Tagungen und für viele Kolleginnen dann ein Blickfang, weil sie kaum glauben konnten, dass mit so einem kleinen Gerät tatsächlich sinnvoll gearbeitet werden konnte. Nach nun 24 Jahren hat er seinen Geist (sic!) endgültig aufgegeben und ist dem Recyceln zugeführt worden.

Das gilt auch für zig CD-ROMs und dreieinhalb Zoll Disketten mit vielen Tools, die damals benötigt und nachinstalliert werden mussten. Kein Vergleich mit heutigen Komplettsystemen. Das hat mich daran erinnert, wie viel Zeit doch für die Systempflege damals draufgegangen ist – von wegen Beschleunigung der Arbeitsabläufe durch Computer. Gleich mit entsorgt habe ich eine Reihe dicker Handbücher, denn Ende der neunziger Jahren testete ich u.a. etliche Autorensysteme, darunter auch mTropolis und iShell. Zum einen liefen sie auf Mac-Rechnern, zum anderen hatten sie fortschrittliche Konzepte, die vor allem die leichte Integration multimedialer Elemente betrafen. Aber gegen die Platzhirsche Authorware, ToolBook oder Director konnten sie sich nicht durchsetzen (diese wurden übrigens inzwischen auch alle eingestellt).

Ich habe eine ganze Reihe weiterer ziemlich betagter Geräte und Gegenstände aussortiert. Alle haben Erinnerungen an sehr unterschiedliche Ereignisse und Erfahrungen wachgerufen. Darunter auch einige alte Lehrbücher noch aus meiner Studienzeit in den Sechzigern-Siebzigern. Beim Durchblättern merkte ich, wieviel sich – in diesem Fall in der Biologie – in den letzten 55 Jahren verändert und entwickelt hat. Wenn ich mich meinen Anfängen nochmal widmen möchte, dann doch besser mit aktuellen Büchern.

Manche Themen sind für mich durch das endgültige Verschwinden der physischen Repräsentanten nun zu einem Abschluss gekommen, leer sind meine Regale deswegen dennoch nicht.

Mein(e) Blog(s) – Rückblick und Ausblick

Seit nunmehr fast 16 Jahren schreibe ich – anfangs mehr, derzeit ziemlich selten – Blogbeiträge. Begonnen hat es mit dem konzeptblog (die Anfänge sind im Archiv zu finden), später habe ich weitere themenspezifische Ableger hinzugefügt (SoftwareMuseum, Programmieren für Alle, Opticals und Digital Art). Das geschah in der Hoffnung, meinen Interessengebieten ein jeweils eigenes Gewicht und Gesicht zu geben.

Nun hat sich über die Jahre wohl nicht nur bei mir die aktive und passive Nutzung der sozialen Medien deutlich gewandelt. Die heute fast unüberschaubare Vielfalt der schnellen Plattformen hat zu einer starken Zersplitterung der Angebote geführt. Und eben auch zum schnellen Output und Konsum überwiegend kurzer oder ultrakurzer Informationen – mit allen inzwischen hinlänglich bekannten oft negativen Konsequenzen. Wenn es längere Texte gibt, dann häufig aufgeteilt in eine Abfolge von Mikrotexten in Threads. Ich finde das ziemlich leseunfreundlich und würde den Link zu einem entsprechenden Blogeintrag immer deutlich vorziehen.

Immerhin gibt es doch einige bemerkenswerte Ausnahmen, die ihre Blogs bis heute mehr oder weniger intensiv fortgeführt haben: u.a. Gabi, Peter, Beat, Steffen ….).

Zeit für mich, die Rolle meiner Blogs wieder einmal zu überdenken. Sie waren ursprünglich stark von meinen Arbeitsfeldern Unterrichtstechnologie und Mediendidaktik – also fachlich – geprägt. Das kann und will ich so heute nicht mehr weiterführen. Ich verfolge diese Themen immer noch als interessierter Laie, kann mich aber nur noch selten fundiert in deren Diskussionen einschalten. Mehr zu sagen habe ich zu meinem nun bereits achtjährigen Engagement in der Computer Kunst (Digital Art), wo ich eine neue Community gefunden habe.

So kommt es zu einer kleinen Zäsur: Bis auf Weiteres werde ich den konzeptblog fortführen und darin schreiben, wenn mir etwas mitteilungswert erscheint. Die Ableger Museum und Programmieren für Alle werde ich nicht fortführen. Deren Inhalte werden aber weiterhin im Archiv zu finden sein. Mein Hauptaugenmerk gilt zukünftig Digital Art, wobei die Beiträge dort überwiegend in Englisch erscheinen werden, denn die Adressaten sind bei diesem Thema deutlich häufiger im angelsächsischen Bereich unterwegs. Dasselbe gilt ja bisher schon für die Opticals, wo ich hoffentlich bald wieder mehr Beispiele einfügen kann.

Das Layout werde ich ab und zu modernisieren. Die Kommentarfunktion bleibt endgültig ausgeschaltet weil seit längerem damit nur noch Spam angelockt wurde. Direkte Rückmeldungen sind über meine Accounts bei Twitter und Mastodon möglich und erwünscht, wo ich meine neuen Beiträge jeweils ankündigen werde.

Ich bin selber gespannt, wie sich meine Seiten entwickeln werden …

Ausstellung Malen mit Maschinen

Vom 20.01.2023 bis 18.02.2023 fand die Ausstellung Malen mit Maschinen in der Kulturhalle Tübingen statt. Zusammen mit dem Kollektiv das Shining (Timo Dufner, Mathias Schlenker und Jens Schindel) wurde darin die Rolle der Maschine und die Rolle der BesucherInnen im Entstehungsprozess der Exponate thematisiert. Alle Exponate wurden mit Hilfe von Computern realisiert (algorithmische/generative Kunst) und beanspruchen dennoch eine eigenständige ästhetische Qualität.

Meine SnapCon21 …

For my english speaking visitors: You will find an English version of this blog post under My SnapCon21 …
Meine Beobachtungen und Notizen zur Snap! Conference 2021, solange die Eindrücke noch frisch sind.

Gestern ging die 3. internationale Tagung der Snap!-Community zu Ende, die nun zum 2. mal online stattfand. Das kam mir mit meinen Mobilitätseinschränkungen derzeit sehr entgegen. Es traf sich die überschaubare, aber sehr kreative und aktive Community zum Erfahrungsaustausch und dem Vorstellen neuer Projekte und Entwicklungen. Die MIschung aus Keynotes, Workshops (ja auch das funktioniert online), Kurzbeiträgen (5 Minuten) und Vorträgen (20 Minuten) war für mich unter dem Strich wieder sehr lehrreich und gewinnbringend. Sogar Social Events (mit reger Beteiligung) fanden statt. Die Organisation war vorbildlich, es kam richtige Tagungsatmosphäre auf (Mags Amond hat das in einem Twitter-thread sehr gut zusammengefasst). Weiterlesen

mein 1. Badge in einem MOOC …

For my english speaking visitors:  You will find an English version of this blog post in Programmieren für AlleÜber die Jahre habe ich schon an etlichen MOOCs und Webinaren teilgenommen. Meist habe ich nicht alle vorgesehenen Angebote innerhalb der Veranstaltungen wahrgenommen. Da ich meist nur an ausgewählten Inhalten interessiert war, habe ich deshalb bisher bei keinem der Kurse ein Zertifikat erworben. Das war dieses Mal anders. Beim Kurs From Media Computation to Data Science habe ich nun zum ersten Mal ein Zertifikat, hier ein openSAP Zeugnis erworben. Zum einen habe ich den Kurs vollständig absolviert, weil mich das Programmieren mit Snap! seit einigen Jahren im Rahmen meiner Arbeit zum Recoding & Remixing von Computerkunst begleitet hat. Zum anderen hatte ich immer das Gefühl, dabei nur an der Oberfläche der „wahren“ Möglichkeiten von Snap! zu kratzen. Der Kurs bot also die Chance, diese Grundkenntnisse um fortgeschrittene Konzepte zu erweitern. Weiterlesen

Meine SnapCon20 …

Note for my English readers: You will find an English version of this blog post under My SnapCon20 …
Meine Beobachtungen und Notizen zur Snap! Conference 30.07.-02.08.2020 in Berkeley, solange die Eindrücke noch frisch sind.

Gestern ging die 2. internationale Tagung der Snap!-Community zu Ende. Wegen der Covid-19 Pandemie fand diese Tagung vollständig online statt. Das kam mir sehr entgegen, denn anders wäre mir aus mehreren Gründen eine Teilnahme sowieso nicht möglich gewesen. Da ich über Twitter meine Tageshighlights schon genannt habe (Tag 1, Tag 2, Tag 3, Tag 4), möchte ich mich hier auf zwei andere Aspekte beschränken. Weiterlesen

Wieviel Informatik braucht der Mensch?

Die Corona-Krise hat in Schulen und Hochschulen die Ergänzung, vielfach sogar den zeitweisen Ersatz des „Normalunterrichts“ durch digitale Angebote erzwungen. Für diejenigen Lehrkräfte, für die das ein Sprung ins kalte Wasser bedeutete, gab es zum Glück schnell viele praktische Hilfen. Unter dem Strich haben die oft als digital unterbelichtet gescholtenen LehrerInnen die Anforderungen besser gemeistert als wohl viele befürchtet hatten. Zu Recht werden aber nun (wieder) grundsätzliche Fragen gestellt und diskutiert: Was ist eigentlich digitale Medienkompetenz für Lernende und natürlich auch für Lehrende und wann kann und soll sie von wem vermittelt werden? Braucht es ein Pflichtfach Informatik und ab welcher Schulstufe? Brauchen wir Programmieren für Alle und wer kann das unterrichten?

Vor diesem Hintergrund habe ich mich gefragt, was für mich eigentlich ein (Pflicht)Fach Informatik bedeutet hätte. Als ehemaliger Unterrichtstechnologe und Mediendidaktiker hatte ich nämlich mein ganzes Berufsleben mit Computern und dem Internet zu tun, nicht nur als Anwender, sondern öfters auch als Programmierer und Leiter von Entwicklungsprojekten – nicht zuletzt deshalb bin ich heute immer noch interessierter Beobachter der Diskussion um die Digitalisierung im Bildungsbereich. Weiterlesen

Was macht ein Rentner so den lieben langen Tag?

Dieser Frage hat kürzlich Peter Addor einen Blogbeitrag gewidmet. Witzigerweise hab ich mir die Frage seit meiner Verrentung, die nun auch schon wieder acht Jahre her ist, nicht wirklich gestellt. Wenn ich davor gefragt wurde, wie ich mich denn auf das Rentnerdasein vorbereite, konnte ich ein paar Projekte aufzählen, denen ich mich widmen wollte. Das waren Fotobücher (von den unzähligen auf Vorrat gespeicherten Bildern vieler Fotoexkursionen gemeinsam mit meiner Frau), Hardware-Basteleien (um die Rechner meines Hardware-Museums in Gang zu setzen) und Software-Tests (um mein Software-, genauer Unterrichtssoftware-Museum aufzubauen), um dann drumherum eine Geschichte der Unterrichtstechnologie zu stricken. Auch Kunstexkursionen und Reisen waren geplant.

Wer hätte es gedacht; es kam natürlich anders. Weiterlesen