Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich an einem MOOC (der inzwischen zum dritten Mal wiederholt wird) teilgenommen, Thema: Introduction to Complexity, angeboten von Melanie Mitchell, Professorin für Computer Science an der Portland University sowie Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Santa Fe Institute. Dieses private, gemeinnützige Institut hat sich der interdisziplinären Erforschung komplexer Systeme verschrieben sowie der Vermittlung dieses Themenkomplexes auf wissenschaftlichem Niveau. Das passiert im Rahmen des Projekts Complexity Explorer, das inzwischen eine ganze Reihe themenbezogener Online Kurse anbietet:
- Introduction to Complexity (Melanie Mitchell)
- Nonlinear Dynamics: Mathematical and Computational Approaches (Liz Bradley)
- Mathematics for Complex Systems (Melanie Mitchell et al.)
- Introduction to Dynamical Systems and Chaos (David Feldman, Winter 2015)
- Agent-Based Modeling in NetLogo (Uri Wilensky, Frühjahr 2015))
- Information Theory and Network Biology (Hector Zenil and Narsis Kiani, Herbst 2015)
Die Kurse sind inhaltlich durchaus anspruchsvoll – auch wenn zunächst wenig Vorkenntnisse vorausgesetzt werden. Der Ablauf folgt dem üblichen Schema mit wöchentlichen Videos, begleitenden Aufgaben, Hausaufgaben (die z.T. die Nutzung von Programmen wie Netlogo voraussetzen), Quizfragen und Tests. Mit dem Abschlusstest kann ein Zertifikat erworben werden.
Was über sonstige mir bekannte MOOC-Angebote hinausgeht und was ich für eine spannende Entwicklung halte (da ich mich inhaltlich für komplexe Systeme seit langem interessiere), ist die Tatsache, dass sich um die Kurse herum eine Community bildet, die einerseits das Angebot wahrnimmt, andererseits sich aktiv einbringen kann (u.a. mit der Untertitelung der Videos in mehreren Sprachen).
Auf der Website Complexity Explorer entsteht so derzeit sukzessive ein ergänzendes Informationsangebot:
- ein Glossar der zentralen Begriffe und Definitionen
- Quellen (Webseiten von Institutionen/Organisationen/Personen, Blogs, Studienangebote, Tutorials, Videos)
- Publikationen (Artikel, Bücher, häufig mit Möglichkeit zum Herunterladen)
- Kurse (davon die meisten offline, aber oft mit Zugang zu Material)
Für mich ist das derzeit eine fast unerschöpfliche Quelle, mich mit der Gesamtthematik aus unterschiedlichen Perspektiven auseinanderzusetzen. Wenn sich dieses Angebot dauerhaft hält, dann ist es eine nachhaltige Form der Wissensvermittlung (auch Wissensgenerierung), die über das temporär limitierte Angebot von MOOCs hinausgeht. So etwas würde ich mir für andere Themenkomplexe auch wünschen. Oder gibt es das schon? Hinweise willkommen …