Hallo Herr Weselsky …

Da der GDL-Streik direkte Auswirkungen auf meine Reise diese Woche hat, habe ich Herrn Weselsky geschrieben. Verständlicherweise läuft das über die Kontaktseite der GDL. Ob es also ihn persönlich erreicht, ist fraglich … dennoch:

Hallo Herr Weselsky,
(ein Sehr geehrter oder Lieber wäre denn doch geheuchelt) zu Ihren Forderungen und Begründungen für Ihren aktuellen Streik habe ich versucht, anhand einiger Ihrer Interviews und Kommentaren dazu, mich kundig zu machen. Leider hat das bei mir das Verständnis für Ihre Position und Strategie nicht gefördert. Natürlich ist der Streik ein wichtiges Mittel des Arbeitskampfes, d.h. in der Auseinandersetzung mit Ihrem Arbeitgeber, also eigentlich in einer zweiseitigen Auseinandersetzung. Für mich als Rentner und treuen Bahnkunden streiken Sie aber ja zunächst mal nicht.

Bei Streiks z.B. in der Auto- oder Chemieindustrie, selbst bei der Müllentsorgung, beschränken sich die Streikauswirkungen überwiegend auf den Verhandlungspartner. Klar, auch dort machen sich verzögerte Produktauslieferungen oder verspätete Müllentsorgung bei Dritten unangenehm bemerkbar. Bei Ihrem Streik ist das aber grundlegend anders. Der hat unmittelbare Auswirkungen auf Dritte wie mich (und diese Woche auf Millionen weitere Mitbürger), denn durch Umdisponieren, Zusatzbuchung usw. bei einer nicht stornierbaren Reise habe z.B. ich persönlich Zusatzkosten von mindestens 150,- €, die ich vermutlich nicht aus Ihrer Streikkasse erstattet bekomme. Mal sehen, wie ich das geltend machen kann. Ganz abgesehen vom organisatorischen Stress, der uns Ältere durchaus belastet.

Wenn Ihr Streik wenigstens an die Ursachen ginge, die Privatisierung der Bahn und die Vorstandsgehälter. Wer von Ihnen sitzt denn im Aufsichtsrat und kämpft dort für finanzielle Prioritäten?

Unterschätzen Sie bitte nicht, was schwindendes Vertrauen in Ihr Unternehmen auch für Ihre Mitglieder mittelfristig bedeuten wird.

Mit unfreundlichen Grüßen
JW

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