Digitale Bildung gibt es nicht!

Digitale Bildung gibt es nicht, genauso wenig wie es analoge Bildung gab oder gibt. Wenn schon, dann gibt es Bildung. Punkt.

Auch wenn der Bildungsbegriff ein typisch deutscher ist und vielfältig interpretiert wird, beliebig (verwendbar) ist er dennoch nicht. Es ist klar, dass bei Tagungsankündigungen, Expertentreffen oder Strategiepapieren gerne mit kurzen, knackigen Begriffen oder Halbsätzen gearbeitet wird. Das steht dann oft im Widerspruch zu einer sorgfältigen und reflektierten Begriffsverwendung. Und gerade gibt es jede Menge Tagungen und Stellungnahmen die im Titel nur oder in Halbsatzform die Digitale Bildung enthalten. Das geht dann quer durch alle (bildungs-)politischen Lager: Weiterlesen

Roboter für Alle!

Als Befürworter von Programmieren für Alle, und das möglichst früh, habe ich mich über die vielen – vor allem der visuellen – Programmierumgebungen gefreut, die (auch ganz) jungen Adressaten einen Zugang dazu ermöglichen. Ich erwähne nur Scratch und daran anknüpfende Alternativen (wie Snap!, Turtle Art, Blockly, App Inventor) aber auch Greenfoot oder BlueJ. Daneben gibt es seit einiger Zeit verstärkte Bemühungen, das Programmieren mit der Steuerung von Robotern, Sensoren und Aktoren zu verbinden. Damit soll einerseits die Motivation gesteigert werden, denn dadurch sind spannende Projekte realisierbar, bei denen „sich etwas tut“, andererseits sind so Anknüpfungspunkte an aktuelle realweltliche Fragestellungen gegeben. Ergebnis ist ein ganzer „Roboterzoo“ und dieser Beitrag ist ein Versuch, für mich ein bisschen Ordnung in der unübersichtlichen „Artenvielfalt“ zu schaffen. (auf die Seite Educational Robots bin ich leider erst nach Abfassen dieses Beitrags aufmerksam gemacht worden. Dank an Thorsten Leimbach!). Weiterlesen

(Kein) Lesetipp: Die digitale Bildungsrevolution

Eigentlich wollte ich eine Buchbesprechung zu Die digitale Bildungsrevolution (Dräger & Müller-Eiselt, 2015, 240 S., München: DVA) schreiben. Mach ich aber nicht. Andere haben bereits genügend geliefert, z.B. Burkhard Lehmann, Heike Baller, Vera Linß oder Fridtjof Küchemann. Aber meine Lesetipps dazu sind: Markus Deimann, Christian Füller.

Ich habe mich einfach geärgert, wie hier (wieder mal) eine Bildungsrevolution ausgerufen wird, ohne dass der Begriff Bildung gründlich verortet wird und dann natürlich auch nicht reflektiert wird, was entscheidende Parameter und Akteure der Wandlungsprozesse sind (siehe Deimann, a.a.O.). Ansonsten sind so ziemlich alle aktuellen Schlagworte in ihrem Text vertreten … Roger Schank hat diese Buzz Words vor kurzem treffend kommentiert. Weiterlesen

(Mein) Online Lernen 2015

Im Jahr 2015 habe ich an insgesamt vier MOOCs mitgemacht bzw. (um präziser zu sein) mich angemeldet. Am Jahresanfang waren es der MOOC 2015 Digitales Lernen in der Grundschule – Tablets von Lehrern sinnvoll eingesetzt, durchgeführt von 20 Studierenden der Universität Hildesheim unter der Leitung von Prof. Dr. Joachim Griesbaum, sowie die Online-Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer zum Einsatz mobiler Endgeräte, durchgeführt vom Karlsruher Institut für Technologie. Mir ist klar, dass ich nicht unbedingt Adressat dieser Angebote war, dennoch fand ich beide inhaltlich und methodisch etwas dürftig. Ich werde deshalb auch nicht näher darauf eingehen (wer es nachprüfen will, findet die Hildesheimer Materialien noch in einem Wiki. Der KIT-Kurs ist leider nicht mehr online).

Erst vor kurzem sind zwei weitere meiner MOOCs zu Ende gegangen: „Making“ – Kreatives digitales Gestalten mit Kindern bei iMOOx und The Beauty and Joy of Computing (CS Principles), Part 2 bei edX. Bei beiden hatte ich inhaltliches Interesse (an der Maker-Bewegung beim ersten, am Programmieren mit Snap! beim zweiten Kurs), ohne das Bedürfnis dabei ein Zertifikat zu erwerben. Diese beiden Kurse haben mir verdeutlicht, wie „normal“ für mich der Zugang zu Online-Lernmaterialien inzwischen geworden ist. Weiterlesen

Heftbeilagen 1960 bis heute …

Bildschirmfoto 2015-12-26 um 11.24.12Rechtzeitig vor den ruhigeren Tagen zwischen den Jahren ist bei mir das erste Magazin mit beigelegtem Computer eingetroffen. TheMagPi – The official Raspberry Pi magazine Issue 40 enthält als Beilage den Raspberry Pi Zero, das Ganze für £ 5.99. Dort wird auf Seite 15 denn auch gleich die Geschichte der digitalen Heftbeilagen illustriert, die von den flexiblen 8″-Disketten (mit 180 KB Speicherkapazität), später den 5,25″- und 3,5″-Disketten, über CDs bis zu den DVDs reichen. Weiterlesen

Spitzers Krawallthesen

Auf der Werbetour für sein neuestes Buch hat der „renommierte Hirnforscher“ Manfred Spitzer auch mal wieder in Tübingen Station gemacht. Es ist schon erstaunlich, dass er auch in einer von Universität und Akademikern stark geprägten Stadt wie Tübingen glühende Verehrer findet. Für mich irritierend ist vor allem, wie der Begriff der Wissenschaftlichkeit dabei eingesetzt und benutzt wird. Auf den Bericht in der Lokalpresse (beim Schwäbischen Tagblatt) habe ich deshalb mit einem Leserbrief reagiert. Da ich dort auf 1500 Zeichen beschränkt war, hier eine leicht erweiterte Fassung mit Bezug zu Passagen in dem Brief (im Folgenden kursiv eingerückt). Weiterlesen

Visuelles Programmieren

Weil ich mich gerade intensiver mit der visuellen Programmierumgebung Snap! befasse (vgl. Künstliche Kunst), war ich sehr gespannt auf das LOG IN-Themenheft Visuelles Programmmieren. Konkret gibt es dazu sechs Artikel, so den Beginn einer Serie zum objektorientierten Programmieren mit SQUEAK/SMALLTALK (obwohl das momentan schon eher wieder ein Dasein am Rande fristet) von Rüdeger Baumann, die grafische Programmierung von Robotern mit GRAPE und AtoCC zur Erstellung von Zustandsübergangstabellen für die Simulation von Automaten. Für mich sind interessenbedingt die beiden Artikel von Eckart Modrow zu Snap! am ergiebigsten. Was fehlt, sind Einschätzungen und Beispiele zu den spannenden Entwicklungen rund um Scratch, App Inventor, Blockly, BeetleBlocks und und und … Da wäre in einem Doppelheft mehr zum Themenschwerpunkt nötig und möglich gewesen. Weiterlesen

Verhärtete Positionen

Zwei Diskussionsstränge machen mich derzeit etwas ratlos und pessimistisch. Da ist zum einen das Statement von Torsten Larbig über die sog. Tablet-Klassen, in dem er den radikalen Skeptikern ebenso wie den radikalen Digitalisierungseuphorikern die Position eines engagierten Lehrers gegenüberstellt, der seinen Schülern erfolgreiches Lernen ermöglichen und dafür ein möglichst breites Spektrum didaktischer Möglichkeiten nutzen will. Er hat damit Kritik provoziert, die ihn sogar in die Nähe von Skinner rückt. Tja, wir Subjektivisten setzen uns halt allzu leicht über historische Widersprüche hinweg (laut Lisa Rosa). Ähnlich polarisiert verläuft die Diskussion zwischen Pisaversteher Christian Füller und (dem von CF als Netzeuphoriker benannten) Martin Linder, weil der Esken Saskia beigesprungen ist, deren Text Humboldt und die Algorithmen wiederum von CF zerpflückt wurde. Weiterlesen

Selbsternannte Experten

Eigentlich ist das einzig Gute, dass die Rolle der digitalen Medien in der Schule überhaupt wieder heftig diskutiert wird – aber das Niveau ist für einen altgedienten Mediendidaktiker wie mich eher frustrierend: Nachdem die Diskussion der Digitalen Demenz endlich wieder abgeflaut ist und nach der – laut Kraus – Zwangsdigitalisierung, nun also wieder gleich ein ganzes Buch zur Lüge der Digitalen Bildung. Warum unsere Kinder das Lernen verlernen. Ich muss zugeben, ich habe das Buch nicht mehr gekauft und gelesen; mir hat das Interview in der SZ mit einem der Autoren und die Rezension von Beat Döbeli gereicht. Ich finde es immer wieder ernüchternd, allerdings auch in unsere gegenwärtige Medienlandschaft passend, wie selbsternannte Experten mit provokanten Titeln kurzfristig Themen besetzen können, nicht zuletzt weil die Presse darauf anspringt und Interviews dazu platziert. Das nützt sicher dem Buchverkauf, bringt aber die inhaltliche Diskussion leider nicht wirklich weiter. Weiterlesen