Vom 16.-18.10.2015 fand in der Tübinger Shedhalle das GENERATE! Festival für elektronische Künste statt. Zum umfangreichen Programm gehörten eine Ausstellung, Performances, Videoloops, Vorträge und Workshops. Aus über 240 internationalen Einreichungen wurde auch mein Beitrag Recoding & Remixing early Computerart ausgewählt. Dass ich etwas zum Review einreichen musste, kam mir vor, wie früher bei meinen Papern für wissenschaftliche Tagungen … und war für mich in meiner heutigen Rolle als Kulturschaffender eine ganz neue Erfahrung. Da mein Exponat neben Bildern (vgl. auch Künstliche Kunst) auch interaktive Animationen beinhaltete, bei denen die Betrachter bzw. Nutzer immer ein wenig Anleitung brauchten, habe ich relativ viel Zeit in der Ausstellung verbracht. Das bot Gelegenheit, die Exponate und etliche Performances auf mich wirken zu lassen. Weiterlesen
Scratch2015AMS – Begegnung mit einer Community
Note for my English readers: You will find an English version of this blog post under Scratch2015AMS – meeting a community
Nach längerer Tagungsabstinenz habe ich auf Anregung von Jens Mönig kurz entschlossen an der Scratch2015-Konferenz in Amsterdam teilgenommen. Da ich meine Exponate zur frühen Computerkunst mit Snap! erstellt hatte, meinte er, diese Tagung würde mir sicher viele Anregungen liefern für meine Pläne, weiter solche Grafiken zu Remixen und zu Recoden. Und er hatte recht. Ich hatte einige „Wow!“-Erlebnisse und bin mit einem Sack voller Ideen zurückgekehrt. Aber die Highlights der Reihe nach. Weiterlesen
Künstliche Kunst: Vortragsaufzeichnung
Mein Vortrag bei der Vernissage zur Ausstellung Künstliche Kunst – Grafiken zur frühen Computerkunst wurde aufgezeichnet (Dank an WK!); Dauer etwa 25 Minuten. Die Bilder der Ausstellung mitsamt kurzen Hintergrundinformationen finden sich auf meiner Website Digital Art.
Glosse 39 – Gastbeitrag Prof. Hisgen: [xbeliebig] 4.0
Vorbemerkung: Prof. Hisgen ist inzwischen selber schon Ruheständler V. 3.3 (echt? Schon drei Jahre und drei Monate im Ruhestand?). Seiner Ex-Kollegin Prof. em. K. Latsch klagt er, dass er vielleicht deshalb dem Leben 4.0 nicht mehr hinterherkommt:
Liebe Katharina,
bist du in den letzten Wochen mal Bahn gefahren? Ich habe das getan und dabei die Juni-Ausgabe von mobil Das Magazin der Deutschen Bahn gelesen. Darin verrät Bahnchef Rüdiger Grube im Gespräch mit Alexander Dobrindt (Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur), dass die DB die Digitalisierung 4.0 mit sechs Initiativen voran treibt: Arbeitswelt 4.0, Infrastruktur 4.0, IT 4.0, Produktion 4.0, Logistik 4.0, und Mobilität 4.0. Mir würde ja schon reichen, wenn sie das alles in Version 2.0 (und Stuttgart 21 in V. 1.0 – ohne Mehrkosten) auf die Reihe bringen würden. Weiterlesen
Bis September: Ausstellung Künstliche Kunst
Vom 29.6.2015 bis 25.9.2015 findet in der Volkshochschule Tübingen meine Ausstellung Künstliche Kunst – Grafiken zur frühen Computerkunst statt. Darin nehme ich explizit Bezug auf den Beginn der Computerkunst vor 50 Jahren. Seit einigen Jahren ist das Interesse an dieser wieder erwacht und es wird ihre Rolle als Vorläufer und Wegbereiter der modernen Medienkunst anerkannt.
Mein eigener Zugang zur Computerkunst ist einerseits die Diskussion der 70er Jahre zur Informationsästhetik von Max Bense, andererseits ganz konkret die Grafiken von Georg Nees und Frieder Nake. Deren mit Plottern erzeugten Grafiken wiesen direkte Parallelen auf zur Erzeugung der Schildkrötengrafiken mit der Programmiersprache Logo, mit der ich mich als Mediendidaktiker intensiver beschäftigt hatte und nun aktuell mit der visuellen Programmierumgebung Snap! fortgeführe. Resultat sind Grafiken mit vielen Ähnlichkeiten zu den Werken von Nees, Noll, Nake, Molnar und anderen. Die meisten Grafiken sind deshalb direkte Hommagen an diese Pioniere der Computerkunst. Aus der Ankündigung: Vor 50 Jahren fand die weltweit erste Ausstellung sogenannter Computerkunst statt. Nach der anfangs heftigen und kontro- versen Diskussion, was daran denn Kunst sei, gilt sie heute als anerkannter Vorläufer der Medienkunst. Joachim Wedekind greift die Ursprünge auf, repliziert und variiert sie und öffnet mit typischen Bildbeispielen den Zugang zur frühen Computerkunst.
Mehr Informationen zum Thema finden sich ab sofort auch auf meiner neuen Website Digital Art, die ich kontinuierlich ausbauen werde, insbesondere zu den Exponaten und wie sie mit Snap! umgesetzt werden können.
Update 28.06.2015: Die Vernissage am 26.06.2015 in der vhs Tübingen war gut besucht. Neben alten Bekannten waren auch erfreulich viele für mich neue Gesichter dabei. Besonders gefreut hat mich, dass ich Jens Mönig, den Entwickler von Snap!, persönlich kennen gelernt habe – und von ihm das BYOB-Maskottchen Alonzo überreicht bekommen habe.
Einige nette Fotos von Jens und der vhs gibt es – und privat auch:
Verhärtete Positionen
Zwei Diskussionsstränge machen mich derzeit etwas ratlos und pessimistisch. Da ist zum einen das Statement von Torsten Larbig über die sog. Tablet-Klassen, in dem er den radikalen Skeptikern ebenso wie den radikalen Digitalisierungseuphorikern die Position eines engagierten Lehrers gegenüberstellt, der seinen Schülern erfolgreiches Lernen ermöglichen und dafür ein möglichst breites Spektrum didaktischer Möglichkeiten nutzen will. Er hat damit Kritik provoziert, die ihn sogar in die Nähe von Skinner rückt. Tja, wir Subjektivisten setzen uns halt allzu leicht über historische Widersprüche hinweg (laut Lisa Rosa). Ähnlich polarisiert verläuft die Diskussion zwischen Pisaversteher Christian Füller und (dem von CF als Netzeuphoriker benannten) Martin Linder, weil der Esken Saskia beigesprungen ist, deren Text Humboldt und die Algorithmen wiederum von CF zerpflückt wurde. Weiterlesen
Hallo Herr Weselsky …
Da der GDL-Streik direkte Auswirkungen auf meine Reise diese Woche hat, habe ich Herrn Weselsky geschrieben. Verständlicherweise läuft das über die Kontaktseite der GDL. Ob es also ihn persönlich erreicht, ist fraglich … dennoch:
Hallo Herr Weselsky,
(ein Sehr geehrter oder Lieber wäre denn doch geheuchelt) zu Ihren Forderungen und Begründungen für Ihren aktuellen Streik habe ich versucht, anhand einiger Ihrer Interviews und Kommentaren dazu, mich kundig zu machen. Leider hat das bei mir das Verständnis für Ihre Position und Strategie nicht gefördert. Natürlich ist der Streik ein wichtiges Mittel des Arbeitskampfes, d.h. in der Auseinandersetzung mit Ihrem Arbeitgeber, also eigentlich in einer zweiseitigen Auseinandersetzung. Für mich als Rentner und treuen Bahnkunden streiken Sie aber ja zunächst mal nicht. Weiterlesen
Entdecken Sie Tübingen – im Netz
Mit dem WWW können wir weltweit surfen. Für unsere Urlaubs- und Städtereisen nutze ich die Möglichkeiten gerne, um die zu besuchenden Orte vorab ein wenig kennen zu lernen. Aber warum denn in die Ferne schweifen … jedenfalls habe ich mal etwas systematischer geschaut, was über meinen Wohnort Tübingen im Web so zu finden ist. Das ist eine ganze Menge. Also habe ich die Fundstellen für eine Art virtuellen Stadtrundgang gesammelt.
Das Ergebnis habe ich in unserem lokalen Stadtteiltreff in einer virtuellen Stadtführung gezeigt: Entdecken Sie Tübingen – im Netz. Es waren selbst für Alteingesessene ein paar Neuentdeckungen dabei. Zum Nachwandern habe ich eine Liste der dort vorgestellten Webseiten unter Tübinger Links zusammen gestellt (Diese Liste ist natürlich offen für Ergänzungen um originelle Funde! Bitte Mail an mich.).
Selbsternannte Experten
Eigentlich ist das einzig Gute, dass die Rolle der digitalen Medien in der Schule überhaupt wieder heftig diskutiert wird – aber das Niveau ist für einen altgedienten Mediendidaktiker wie mich eher frustrierend: Nachdem die Diskussion der Digitalen Demenz endlich wieder abgeflaut ist und nach der – laut Kraus – Zwangsdigitalisierung, nun also wieder gleich ein ganzes Buch zur Lüge der Digitalen Bildung. Warum unsere Kinder das Lernen verlernen. Ich muss zugeben, ich habe das Buch nicht mehr gekauft und gelesen; mir hat das Interview in der SZ mit einem der Autoren und die Rezension von Beat Döbeli gereicht. Ich finde es immer wieder ernüchternd, allerdings auch in unsere gegenwärtige Medienlandschaft passend, wie selbsternannte Experten mit provokanten Titeln kurzfristig Themen besetzen können, nicht zuletzt weil die Presse darauf anspringt und Interviews dazu platziert. Das nützt sicher dem Buchverkauf, bringt aber die inhaltliche Diskussion leider nicht wirklich weiter. Weiterlesen
Kraus(e) Gedanken
Eigentlich lohnt es sich nicht, das Interview, das Deutschlandradio Kultur anlässlich der Didacta mit Josef Kraus geführt hat, durch eine Analyse implizit aufzuwerten. Zu sehr zeugt es von Unkenntnis und (noch schlimmer, weil noch schwerer zu überwinden) von Ignoranz gegenüber dem Themenkomplex Digitale Bildung. Allerdings handelt es bei Herrn Kraus um den Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes und so steht zu befürchten, das er für ziemlich viele Lehrerinnen und Lehrer spricht. Kritische Würdigungen finden sich bereits bei Ellen Trude, Alexander Lasch, Christian Spließ, Lars Hahn und Christian Müller, dazu kommen etliche Tweets; positive Reaktionen sind mir bisher entgangen.
Was mich am meisten stört, ist seine Unart, die gestellten Fragen umzudeuten und Problematisierungen zu ignorieren. Auf den Einwand des Interviewers Frenzel Sind wir nicht ganz schön weit weg von einer Situation, wie Sie sie gerade an die Wand malen? (weil es in Deutschland deutlich weniger Rechner pro Schüler gibt als in anderen Ländern) kommt von ihm, er lasse sich nicht von irgendwelchen Zahlen blenden. D.h. also, seine postulierte Zwangsdigitalisierung (was für eine Wortwahl! Herr Kraus ist Deutschlehrer und Psychologe) findet trotz Minimalausstattung statt, oder wie? Weiterlesen